Hier finden Sie Links zu lesenwerten Artikeln aus den verschiedensten Quellen, auf die ich bei meinen Recherchen oder sonst beim Lesen stoße. Auch hier meist zu Themen aus Medien und Politik. Es sind i.d.R. längere und eher zeitlose Texte: Essays, Hintergrundberichte, wissenschaftliche Studien. Für eine Übersicht aller verfügbaren Kategorien klicken Sie bitte hier.
Armin WolfKategorie: LesezeichenLesezeit: 1 Minute(n)https://www.arminwolf.at/2025/12/10/die-texte-des-jahres/Die Texte des Jahres
Jedes Jahr Anfang Dezember darf ich in Berlin an der großen Jury-Sitzung für den deutschen Reporter:innen-Preis teilnehmen, eine der renommiertesten Auszeichnungen für Journalist:innen im deutschen Sprachraum.
Teilnehmen können deutschsprachige Texte, Podcasts und Webprojekte in elf verschiedenen Kategorien – von Newcomern über Wissenschaftsreportage, Essay und Interview bis zu großen investegativen Recherchen und zur „Königsdisziplin“ Reportage. Eine Vorjury hat aus den 940 eingereichten Arbeiten letztlich 107 nominiert. Sie stehen alle hier online – und bieten einen grandiosen Überblick über die besten journalistischen Texte dieses Jahres.
Ich konnte leider noch nicht alle lesen (habe mir das aber fix für die Weihnachtsfeiertage vorgenommen), hätte aber – neben den fabelhaften Sieger-Texten – noch zwei Tipps aus „meiner“ Jury, die für Wissenschaft und Investigation zuständig war:
Armin WolfKategorie: LesezeichenLesezeit: 2 Minute(n)https://www.arminwolf.at/2025/08/18/das-1x1-der-oesterreichischen-neutralitaet/Das 1×1 der (österreichischen) Neutralität
Die österreichische Neutralität wurde erst zehn Jahre nach der Gründung der Zweiten Republik beschlossen und ist kein „Baugesetz“ der Verfassung. Der Nationalrat könnte sie jederzeit mit einer Zweidrittel-Mehrheit wieder abschaffen – so wie sie auch eingeführt wurde. Eine Volksabstimmung wäre formal nicht nötig. Und doch wäre das undenkbar.
Denn wohl kaum etwas hat die Identität der Zweiten Republik so sehr definiert wie unsere „immerwährende Neutralität“ nach dem Vorbild der Schweiz. Auch wenn Österreich das Vorbild schon nach wenigen Wochen hinter sich ließ und – anders als die Schweiz – schon im Dezember 1955 UNO-Mitglied wurde. Seit dem EU-Beitritt 1995 und der Entwicklung der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, hat sich die Neutralität Österreichs nochmal grundlegend verändert. Und spätestens seit dem russischen Überfall auf die Ukraine stellt sich für viele Fachleute die Frage, ob sie noch zeitgemäß ist.
Wirklich geführt wird diese Debatte jedoch nicht. In der Bevölkerung ist die Neutralität unverändert populär – in jeder Meinungsumfrage sind zwei Drittel bis drei Viertel der Befragten dafür. Dementsprechend gering ist auch die Lust von Politiker·innen, sich der Debatte zu stellen. Oder wie 2022 der damalige Kanzler Karl Nehammer verkündete: „Österreich war neutral, Österreich ist neutral, Österreich wird auch neutral bleiben“. Immerwährend halt.
Nun haben allerdings mehr als 20 Politolog·innen, Völkerrechtler·innen und Diplomaten einen sehr lesenswerten Sammelband zur (österreichischen) Neutralität vorgelegt, der sie in 23 Kapiteln umfassend analysiert – von ihren historischen Grundlagen, ihrer ethischen Dimension, ihrer rechtlichen Verankerung und ihrer Weiterentwicklung bis zum Vergleich mit der Schweiz, Irland, Malta und mit Schweden und Finnland, die nach dem russischen Überfall auf die Ukraine ihre Bündnisfreiheit zugunsten eines NATO-Beitritts aufgaben. (Aus dem Beitrag des Verfassungsjuristen Peter Bußjäger lernt man übrigens, das zwar die Abschaffung der österreichischen Neutralität formal ohne Volksabstimmung möglich wäre, nicht jedoch ein Beitritt zur NATO.)
Und das Tollste an dem Buch – der gesamte 415seitige Band steht frei verfügbar als PDF im Netz. Große Empfehlung!
Armin WolfKategorie: LesezeichenLesezeit: 1 Minute(n)https://www.arminwolf.at/2024/12/08/warum-das-20-jahrhundert-erst-2024-zu-ende-ging/Warum das 20. Jahrhundert erst 2024 zu Ende ging
Eigentlich wieder kein Lesezeichen, sondern etwas zum Anhören — aber auch diesmal war die geopolitische Jahresbilanz, die der brillante Politologe Ivan Krastev Anfang Dezember im Wiener Presseclub Concordia im Gespräch mit Mirjana Tomic gezogen hat, ein intellektuelles Highlight, das ich sehr empfehlen kann.
In einer guten Stunde können Sie hier hören (Podcast) oder hier sehen (YT-Video), warum Krastev nicht an das “kurze 20. Jahrhundert” von Eric Hobsbawm von 1914 bis 1989 glaubt, sondern an ein langes 20. Jahrhundert von 1914 bis 1924. Warum vielleicht nicht der Fall der Berliner Mauer das zentrale Ereignis des Jahres 1989 war, sondern das Niederwalzen der Studentenproteste am Pekinger Tiananmen-Platz oder der sowjetische Abzug aus Afghanistan. Und warum mit Donald Trump der amerikanische Exzeptionalismus endet — und das China ermuntern könnte, Taiwan anzugreifen.
Armin WolfKategorie: LesezeichenLesezeit: 1 Minute(n)https://www.arminwolf.at/2024/12/03/generation-social-media/Generation Social Media
Die heute 20jährigen sind die erste Generation, die so mit Social Media aufgewachsen ist wie die 50jährigen mit dem Fernsehen und die 35jährigen mit dem Internet. Aber was macht die Dauernutzung von sozialen Medien mit den Jugendlichen? Der amerikanische Sozialpsychologe Johnathan Haidt ist davon überzeugt, dass die Auswirkungen verheerend sind – von Angstzuständen über Depressionen bis zum Suizid. Haidt fordert deshalb: Keine Smartphones in Schulen und keine sozialen Medien für Jugendliche unter 16.
Australien ist jetzt das erste Land, das ein gesetzliches Social Media-Verbot für Unter-16-Jährige einführt. Aber was weiß man tatsächlich über die Konsequenzen von sozialen Medien für Jugendliche? Diesen Text darüber hat Online-Expertin Ingrid Brodnig in ihrem – immer lesenswerten – Newsletter empfohlen:
Armin WolfKategorie: LesezeichenLesezeit: 1 Minute(n)https://www.arminwolf.at/2024/12/02/wie-neutral-kann-journalismus-sein/Wie neutral kann Journalismus sein?
Das ist ein sehr interessantes Gespräch mit dem deutschen Medienwissenschafter Tanjev Schultz zu den Themen Neutralität, Unparteilichkeit und Objektivität im Journalismus:
Seit einigen Jahren bin ich Mitglied der Jury für den Reporter·innen-Preis, einer der renommiertesten Auszeichnungen für Print- und Online-Journalismus im deutschsprachigen Raum. Ich darf dort jeden Herbst gemeinsam mit fabelhaften Kolleg·innen den jeweils besten Text in den Kategorien „Investigation“ und „Wissenschaft“ auswählen. Heute Abend werden die Auszeichnungen in Berlin verliehen.
Aber alle Texte in allen Kategorien, die eine Vorjury ausgewählt hat, gibts auf der Seite des Reporterforums auch online – und sie sind fast alle fantastisch. Es ist eine Art Best of des deutschsprachigen Text-Journalismus 2024 und man kann sich einfach stundenlang querdurch lesen. Viel Vergnügen!
Nachtrag vom 3.12.2024: Und hier gibts die “Sieger-Texte”, die mit den Reporter·innen-Preisen 2024 ausgezeichnet wurden.
Armin WolfKategorie: LesezeichenLesezeit: 1 Minute(n)https://www.arminwolf.at/2024/07/21/wer-ist-kamala-harris/Wer ist Kamala Harris?
Nun hat Joe Biden doch seine Kandidatur zurückgezogen – erst als dritter US-Präsident in einem laufenden Wahlkampf (Truman 1952 und Johnson 1968 gab ihren überraschenden Verzicht allerdings schon Ende März bekannt). Wer ihm als Kandidat der Demokraten nachfolgt, entscheidet formal der Wahlparteitag ab 19. August in Chicago. Aber Biden hat schon heute seine Vizepräsidentin Kamala Harris vorgeschlagen – und damit wohl de facto einzementiert.
Gegen den mehrfach verurteilten Donald Trump wäre Harris an sich eine Kandidatin wie von Wahlkampf-Strategen auf dem Reißbrett entworfen: eine ehemalige Staatsanwältin und Chefanklägerin mit dem Image „tough on crime“ zu sein, eine Frau, schwarz, mit asiatischen Wurzeln.
Und trotzdem schlägt ihr – auch in ihrer eigenen Partei – sehr viel Skepsis entgegen. Als Vizepräsidentin hat sie sich nach anfänglichen Patzern kaum profiliert, ihre öffentlichen Auftritte wirken mitunter seltsam und ihre Umfragewerte sind kaum besser als die des Präsidenten. Aber es gibt auch US-Kommentator·innen, die Harris für schwer unterschätzt halten: Jenseits großer Bühnen sei sie charismatisch, schlagfertig, klug, fleißig und präzise – und ihr Imageproblem sei auch vom Weißen Haus produziert.
Sehr viel davon findet sich in diesem sehr langen, differenzierten und lesenswerten Porträt vom vergangenen Herbst, das informativste, das ich bisher kenne.
Wenn der deutsch-Schweizer Journalist Constantin Seibt einen großen Text schreibt, lohnt es sich immer, ihn zu lesen. In diesem Fall aber ganz besonders. Nicht nur, weil er – wie immer – brillant geschrieben ist, sondern weil der Inhalt so wichtig ist.
Armin WolfKategorie: LesezeichenLesezeit: 1 Minute(n)https://www.arminwolf.at/2024/06/01/6-mythen-ueber-politik/6 Mythen über Politik
Wieder ein Tipp zum Hören statt zum Lesen (ich sollte die Rubrik langsam umbenennen), aber ich bin schon seit Jahren ein Fan des „Erklär mir die Welt“-Podcasts von Andreas Sator, in dem er gemeinsam mit Fachleuten die unterschiedlichsten Themen für Laien erklärt. Und zwar so, dass man sie wirklich versteht.
Mehr als 300 Folgen gibt es davon bereits (in einer hat Andreas mit mir über Journalismus gesprochen) – und in Episode 304 hat er nun den Wiener Politologen Laurenz Ennser-Jedenastik zu Gast, der nicht nur ein exzellenter Wissenschafter ist, sondern auch ein ganz hervorragender Politik-Vermittler (übr. auch auf Twitter).
In zwei Stunden kann man hier wirklich viel über Politik in Österreich und generell lernen:
In Deutschland ist nach dem Auffliegen der „RBB-Affäre“ eine große Debatte über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk entstanden. Die Bundesländer, die für alle Rundfunk-Angelegenheiten zuständig sind, haben daraufhin im März 2023 einen „Zukunftsrat“ eingesetzt, eine Kommission aus Expert·innen, geleitet von der früheren Gruner&Jahr-Managerin Julia Jäckel.
Dieser Zukunftsrat sollte ein Programm ausarbeiten, wie man den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der in Deutschland aus neun ARD-Landesanstalten, dem ZDF und dem Deutschlandfunk besteht, besser organisieren kann. Jetzt wurden diese Empfehlungen präsentiert. Hier der gesamte Bericht zum Nachlesen:
Armin Wolf ist Journalist und TV-Moderator. Sein Blog befasst sich v.a. mit Medien und Politik.
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