Das ist eine ziemlich erschreckende Recherche über die Wahlkampf-Taktiken des Trump-Teams im Internet – von zigtausenden, nur minimal unterschiedlichen Facebook-Werbespots, die gleichzeitig an Millionen Menschen geschickt werden, über „Zensur durch Lärm“ und die konzertierte Diffamierung kritischer Journalist*innen bis zum Einsatz erfundener Online-Lokalmedien.
(Danke für den Hinweis, Ingrid Brodnig!)
Archiv der Kategorie: Lesezeichen
Hier finden Sie Links zu lesenwerten Artikeln aus den verschiedensten Quellen, auf die ich bei meinen Recherchen oder sonst beim Lesen stoße. Auch hier meist zu Themen aus Medien und Politik. Es sind i.d.R. längere und eher zeitlose Texte: Essays, Hintergrundberichte, wissenschaftliche Studien. Für eine Übersicht aller verfügbaren Kategorien klicken Sie bitte hier.
Sind die Medien kaputt?
Eine ausführliche Sammel-Besprechung mehrerer neuer Bücher über Journalismus und den düsteren Zustand der Medienbranche in den USA, wo es heute um fast zwei Drittel weniger Tageszeitungs-Journalist*innen gibt als vor dreißig Jahren, so sich die Auflage der Tageszeitungen in den letzten fünfzig Jahren fast halbiert hat (während die Bevölkerung um die Hälfte gewachsen ist) und wo Google alleine vier Mal so hohe Werbeeinnahmen hat, wie die gesamte Zeitungsbranche.
THE NEW YORK REVIEW OF BOOKS, February 2020
Trumps Teleprompter-Mann
Wenn der US-Präsident eine Rede hält, sieht man links und rechts vor ihm zwei durchsichtige Glasplatten auf einem Ständer – sein Teleprompter, von dem er den Text seiner Rede abliest. Die meisten Politiker tun das auch – Donald Trump improvisiert.
Großartige Reportage über den Mann, der Trumps Teleprompter bedient:
SPIEGEL-Schrift
Ein gutes Jahr nach der Reotius-Affäre hat der SPIEGEL heute neue Redaktions-„Standards“ veröffentlicht, die ab sofort für alle Mitarbeiter*innen gelten. 74 sehr lesenswerte Seiten, in denen im Detail beschrieben wird, wie SPIEGEL-Geschichten recherchiert, aufgeschrieben und überprüft werden sollen und wie die Redaktion künftig mit Fehlern umgehen will. Ich kenne keine Redaktion in Österreich, die derart ausführliche Leitlinien für ihre Arbeit hat.
Unsere 50 häufigsten Vorurteile
Leider denken wir ja alle nicht annähernd so logisch, wie wir gerne glauben. Sogenannte Biases führen dazu, dass wir ganz unterschiedlich mit Informationen umgehen. Diese Grafik zeigt sehr hübsch und übersichtlich die 50 häufigsten dieser „Verzerrungen“.
(Danke für den Hinweis, Dirk von Gehlen!)
Charmeur, Lügner, Wirrkopf, Stratege – Wer ist Boris Johnson?
Alles, was Sie über Impfen wissen müssen
Auch dieses Jahr durfte ich wieder Juror beim renommierten Deutschen Reporterpreis sein – und erstmals war unsere Gruppe nicht nur für das Thema „Investigation“, sondern auch für „Wissenschaftsreportage“ zuständig.
Dazu haben wir acht – von einer Vorjury nominierte – exzellente Texte gelesen und eine fantastische Recherche aus dem Wissenschaftsbetrieb mit dem diesjährigen Reporterpreis ausgezeichnet. Sie finden alle acht Beiträge hier, der Siegertext „Wunschdenken“ von Patrick Bauer, Patrick Illinger und Till Krause aus dem SZ-Magazin beginnt auf Seite 76.
Mein persönlicher Favorit war allerdings ein Artikel von Vivian Pasquet aus GEO über die Impf-Debatte der letzten Jahre. Er ist für mich ein fast ideales Stück Journalismus: Ein großartiges Stück Aufklärung, das trotzdem nie belehrend ist, sich interessiert und auch empathisch Skeptikern und Kritikern nähert, eigene Zweifel thematisiert und aus dem man mit jedem Absatz klüger wird, bis man sich am Ende denkt: Jetzt kenne ich mich aus.
Lese-Liste
Die Zerstörung der Zeit
In den 1980er Jahren hat Joshua Meyrowitz ein brillantes, noch heute lesenswertes Buch über das Fernsehen mit dem Titel „No Sense of Place“ geschrieben. Heute könnte er ein neues Buch über das Internet schreiben, mit dem Titel „No Sense of Time“.
Derweil hat Buzzfeed diesen exzellenten Text veröffentlicht, der eindrücklich beschreibt, wie Social Media, Netflix, Spotify und Donald Trump unser Gefühl für Zeit zerstört haben.
Zeit für eine neue Befreiung
Kaum jemand – außer vielleicht Ivan Krastev – kann so kundig über Mittel- und Osteuropa schreiben wie der britische Historiker Timothy Garton Ash, der die „Samtenen Revolutionen“ von 1989 als Zeitzeuge und als Gesprächspartner zahlloser prominenter Dissidenten erlebt hat. In diesem Text zieht er – 30 Jahre nach der großen Befreiung von den kommunistischen Diktaturen – eine nüchterne, aber höchst lesenswerte Bilanz.