Warum uns Social Media dümmer machen und die Demokratie zerstören

Jonathan Haidt ist einer der interessantesten Sozialpsychologen der Gegenwart und sein Buch „The Righteous Mind“ kann ich, auch wenn es schon zehn Jahre alt ist, nur empfehlen. Jetzt hat sich Haidt in einem sehr ausführlichen Text angesehen, wie Social Media den öffentlichen Diskurs und die Gesellschaft verändert haben. Es ist keine schöne Diagnose – und auch wenn sie sich vor allem auf die USA bezieht, halte ich das meiste darin für allgemeingültig.

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THE ATLANTIC, 11.4.22

Die stärksten Bilder 2021

Die AP, die größte Nachrichtenagentur der Welt, hat die besten Bilder ihrer Fotograf·innen aus dem Jahr 2021 zusammengestellt. Eines ist eindrucksvoller als das andere.

Screenshot mit LinkASSOCIATED PRESS, 2.12.2021

Ist Peter Thiel der mächtigste Mann im Silicon Valley?

Ein exzellentes Porträt des libertären Silicon Valley-Superinvestors (PayPal, Facebook, Palantir) und Trump-Fans Peter Thiel, basierend auf der Biografie The Contrarian von Max Chafkin:


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BLOOMBERG BUSINESSWEEK, 15.9.2021

Trumps Trompete

Die Epoch Times war lange ein obskures, völlig irrelevantes Medium der Falung Gong-Sekte, aber in den letzten Jahren ist die Plattform mit bizarren Verschwörungs-Texten, der Verehrung von Donald Trump, aggressiver Corona-Verharmlosung und einem Vermögen für Facebook-Werbung zum Lieblings-Organ von Rechten und Rechtsextremen geworden, die Artikel der Website via Social Media millionenfach verbreiten. Wie das gelungen ist und mit welchen Folgen, beschreibt diese exzellente Recherche:

Screenshot mit LinkTHE ATLANTIC, 13.1.2021

Der Lügen-Präsident

Seit dem ersten Tag der Amtszeit von Donald Trump überprüft ein eigenes Team der Washington Post jede einzelnen seiner öffentlichen Aussagen. In den vier Jahren seither hat es der habituelle Lügner im Weißen Haus auf mehr als 30.000 Unwahrheiten, falsche Fakten und offene Lügen gebracht, das sind im Schnitt 21 pro Tag. Sein „stärkster“ Monat war der Oktober 2020 vor der Präsidentenwahl mit knapp 4.000 Unwahrheiten. Und am 2. November, unmittelbar vor der Wahl, kam der US-Präsident auf 504 (!) öffentliche Falschaussagen an einem einzigen Tag.

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WASHINGTON POST, 13.1.2020


Präsidenten lügen ständig, über alles von Kriegen über Sex bis zu ihrer Gesundheit, schreibt George Packer in einem brillanten Atlantic-Essay über die Amtszeit von Donald Trump, aber: „Trump’s lies were different. They belonged to the postmodern era. They were assaults against not this or that fact, but reality itself.“ Einer der besten Texte über das furchtbare Erbe Trumps:


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THE ATLANTIC, 9.12.2020

Bullshit-Bingo

Seit einigen Wochen hat Donald Trump ein neues Lieblingswort: Obamagate. Er hat dieses Wort erfunden, es beschreibt auch nichts, es ist ein von Trump frei erfundender angeblicher Riesen-Skandal. Niemand weiß, was er damit meinen könnte, irgendwas sehr Verwirrendes und jedenfalls ganz Schlimmes rund um Ex-Präsident Obama & die Russen.

Und jeden Tag agitieren Trump und seine Sprecher*innen in Pressekonferenzen, Interviews und via Twitter die Medien an, sie sollten jetzt endlich diesen unglaublichen Skandal recherchieren und darüber berichten. Früher wäre das recht einfach gewesen: Journalist*innen schauen sich das an, stellen fest, dass da kein Skandal existiert und legen das Thema zu den Akten. Erledigt. Heute funktioniert das nicht mehr. Trump kann das Nicht-Thema auch ohne Journalist*innen permanent in der öffentlichen Debatte halten – und nicht wenige Menschen fragen sich dann, warum die Medien eigentlich nicht über diesen unglaublichen Skandal berichten, von dem der Präsident doch sicher nicht ohne Grund ständig redet.

Es ist das bisher beste Beispiel für eine Strategie, die Trumps einstiger Stabschef Steve Bannon sehr präzise so beschrieben hat: „The real opposition is the media. And the way to deal with them is to flood the zone with shit.”

Seriöse Medien bringt das in ein wirklich schwieriges Dilemma, das die US-Politik-Plattform VOX in diesem Text sehr klug analysiert – wenn auch leider (Spoiler!) ohne Lösung.

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VOX.COM, 17.5.20

Die ultimative Verschwörung

Bei fast jeder Kundgebung von Donald Trump sind in den letzten Jahren Transparente oder T-Shirts mit einem großen Q aufgetaucht oder mit dem seltsamen Wort QAnon.

Trump-Demo

QAnon ist das Zentrum einer riesigen Verschwörungstheorie, angeblich ein anonymer Super-Insider aus der US-Geheimdienstwelt mit der „Sicherheitsstufe Q“ und Zugang zu den vertraulichsten Staatsgeheimnissen wie etwa dem weltweiten Kinderpornoring, den Barack Obama, Hillary Clinton und Georg Soros gemeinsam betreiben würden.

Die Thesen von QAnon sind völlig grotesk, aber das hindert Millionen Menschen in den USA nicht daran, sie für die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit zu halten. Eine „neue Religion“ sieht Adrienne LaFrance, die Chefredakteurin des ATLANTIC, sogar in der Bewegung – und sie begründet diese These in diesem sehr langen, hervorragend recherchierten Text.
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DER Text zur Corona-Krise

Das ist der wohl einflussreichste Text, der bisher zur Pandemie veröffentlicht wurde. Autor Tomas Pueyo hat mit einem Titel einer Strategie den Namen gegeben, die in den letzten Monaten von Politiker*innen in weiten Teilen der Welt verfolgt worden ist: Zuerst mit massiven Einschränkungen des Alltagslebens – dem „Hammer“ – die Ausbreitung des Virus soweit wie möglich herunterdrücken und dann – im „Tanz“ – die Maßnahmen soweit lockern und notfalls wieder anziehen, dass die „Reproduktionsrate“ nicht mehr steigt.

Der ursprünglich englischsprachige Text ist in der deutschen Übersetzung hier verlinkt.



MEDIUM.COM 19. bzw. 21.03.20

Wer ist Pete Buttigieg?

Der 38jährige Pete Buttigieg aus Indiana ist bisher der Überraschungskandidat in den Vorwahlen der US-Demokraten. Buttigieg hat eine interessante Biografie: Professoren-Kind, Harvard- und Oxford-Absolvent, Afghanistan-Veteran, McKinsey-Berater und mit Ende 20 Bürgermeister in seiner 100.000-Einwohner-Heimatstadt. Er ist hocheloquent, offensichtlich gebildet, der einzige offen schwule Kandidat und politisch moderat. Dabei war er mal ein großer Bernie Sanders-Fan, wie einer seiner ehemaligen Harvard-Professoren in diesem sehr langen, aber sehr lesenswerten Portrait erzählt. Jedenfalls der interessanteste Text, den ich bisher über Buttigieg gelesen habe.


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COMMONWEALMAGAZINE.ORG, 28.1.2020

Was die New York Times aus 2016 lernt

Diesmal kein Lesezeichen, sondern ein Hörbeispiel. Die NEW YORK TIMES betreibt etliche hörenswerte Podcasts, der bekannteste ist aber THE DAILY, der üblicherweise in Gesprächen mit den Journalist*innen der Zeitung Hintergründe zur aktuellen Nachrichtenlage liefert. In dieser Folge ist es jedoch ein ausführliches und sehr hörenswertes Interview mit NYT-Chefredakteur Dean Baquet über die Lehren, die die Redaktion im Wahljahr 2020 aus der letzten Präsidentenwahl von 2016 zieht. Ein sehr reflektiertes und auch selbstkritisches Gespräch.

Screenshot mit LinkTHE DAILY, 31.1.2020

Armin Wolf ist Journalist und TV-Moderator. Sein Blog befasst sich v.a. mit Medien und Politik.

Armin Wolf