Elon Musk kauft also Twitter. Um schlanke 44 Milliarden Dollar, was uns allerdings keine Sorgen machen muss, er hat danach noch immer mehr Geld als jeder andere Mensch auf dem Planeten. Aber wer ist Elon Musk?
TIME hat ihn 2021 zu seiner „Person des Jahres“ gewählt und ein ausführliches, lesenswertes Porträt recherchiert.
Armin WolfKategorie: Lesezeichenhttps://www.arminwolf.at/2022/04/19/der-mann-der-sagt-was-fit-to-print-ist/Der Mann, der sagt, was „fit to print“ ist
Die New York Times ist das wohl renommierteste Medienhaus der Welt. Rund 1.700 Journalist·innen arbeiten rund um die Welt für das „paper of record“, vor allem aber für die fantastische NYT-Website, samt ihren vielen Online-Ablegern von Podcasts bis zu Video-Dokumentationen. „All the news that´s fit to print“, ist seit 1897 der Slogan der Zeitung und ab Juni entscheidet ein neuer Chefredakteur, welche News das sein werden.
Joe Kahn ist seit drei Jahrzehnten NYT-Redakteur, viele Jahre davon als China-Korrespondent, wofür er zweimal einen Pulitzer-Preis (mit)gewonnen hat. Und in den letzten Jahren als Managing Editor, also als Nummer 2 hinter Dean Baquet, dem ersten schwarzen Chefredakteur der New York Times, der nach den Regeln des Verlags nun abtreten muss, bevor er 66 wird.
Joe Kahn gilt als brillanter Journalist und als außergewöhnlich zielstrebig, fokussiert und ehrgeizig, was ich deshalb interessant finde, weil er nur spaßhalber arbeitet. Der Mann hat nämlich ein riesiges Vermögen geerbt und gilt als erster Chefredakteur, der reicher sein könnte als die Familie Sulzberger, der die New York Times seit ewig gehört.
Dieses Porträt beschreibt nicht nur sehr ausführlich den neuen Chef, sondern auch die vielen internen Probleme eines Medienunternehmens, das innerhalb weniger Jahre von einem der traditionsreichsten und angesehensten auch zu einem der innovativsten und erfolgreichsten des Digitalzeitalters geworden ist. (Ein sehr gutes Porträt ihres neuen Chefredakteurs hat übrigens auch die New York Times selbst gebracht.)
Armin WolfKategorie: Lesezeichenhttps://www.arminwolf.at/2022/04/14/die-rueckkehr-des-faschismus/Die Rückkehr des Faschismus
Das ist ein sehr langer, aber wirklich lohnenswerter Text des grandiosen Schweizer Journalismus Constantin Seibt über den neuen Siegeszug des Faschismus, den wohl wenige von uns für möglich gehalten hätten. (Seibt hat übrigens von einigen Jahren auch ein exzellentes Buch über Journalismus geschrieben.)
Armin WolfKategorie: Lesezeichenhttps://www.arminwolf.at/2022/04/11/warum-social-media-demokratie/Warum uns Social Media dümmer machen und die Demokratie zerstören
Jonathan Haidt ist einer der interessantesten Sozialpsychologen der Gegenwart und sein Buch „The Righteous Mind“ kann ich, auch wenn es schon zehn Jahre alt ist, nur empfehlen. Jetzt hat sich Haidt in einem sehr ausführlichen Text angesehen, wie Social Media den öffentlichen Diskurs und die Gesellschaft verändert haben. Es ist keine schöne Diagnose – und auch wenn sie sich vor allem auf die USA bezieht, halte ich das meiste darin für allgemeingültig.
Die AP, die größte Nachrichtenagentur der Welt, hat die besten Bilder ihrer Fotograf·innen aus dem Jahr 2021 zusammengestellt. Eines ist eindrucksvoller als das andere.
Armin WolfKategorie: Lesezeichenhttps://www.arminwolf.at/2021/09/16/ist-peter-thiel-mann/Ist Peter Thiel der mächtigste Mann im Silicon Valley?
Ein exzellentes Porträt des libertären Silicon Valley-Superinvestors (PayPal, Facebook, Palantir) und Trump-Fans Peter Thiel, basierend auf der Biografie The Contrarianvon Max Chafkin:
Die Epoch Times war lange ein obskures, völlig irrelevantes Medium der Falung Gong-Sekte, aber in den letzten Jahren ist die Plattform mit bizarren Verschwörungs-Texten, der Verehrung von Donald Trump, aggressiver Corona-Verharmlosung und einem Vermögen für Facebook-Werbung zum Lieblings-Organ von Rechten und Rechtsextremen geworden, die Artikel der Website via Social Media millionenfach verbreiten. Wie das gelungen ist und mit welchen Folgen, beschreibt diese exzellente Recherche:
Seit dem ersten Tag der Amtszeit von Donald Trump überprüft ein eigenes Team der Washington Post jede einzelnen seiner öffentlichen Aussagen. In den vier Jahren seither hat es der habituelle Lügner im Weißen Haus auf mehr als 30.000 Unwahrheiten, falsche Fakten und offene Lügen gebracht, das sind im Schnitt 21 pro Tag. Sein „stärkster“ Monat war der Oktober 2020 vor der Präsidentenwahl mit knapp 4.000 Unwahrheiten. Und am 2. November, unmittelbar vor der Wahl, kam der US-Präsident auf 504 (!) öffentliche Falschaussagen an einem einzigen Tag.
WASHINGTON POST, 13.1.2020
Präsidenten lügen ständig, über alles von Kriegen über Sex bis zu ihrer Gesundheit, schreibt George Packer in einem brillanten Atlantic-Essay über die Amtszeit von Donald Trump, aber: „Trump’s lies were different. They belonged to the postmodern era. They were assaults against not this or that fact, but reality itself.“ Einer der besten Texte über das furchtbare Erbe Trumps:
Seit einigen Wochen hat Donald Trump ein neues Lieblingswort: Obamagate. Er hat dieses Wort erfunden, es beschreibt auch nichts, es ist ein von Trump frei erfundender angeblicher Riesen-Skandal. Niemand weiß, was er damit meinen könnte, irgendwas sehr Verwirrendes und jedenfalls ganz Schlimmes rund um Ex-Präsident Obama & die Russen.
Und jeden Tag agitieren Trump und seine Sprecher*innen in Pressekonferenzen, Interviews und via Twitter die Medien an, sie sollten jetzt endlich diesen unglaublichen Skandal recherchieren und darüber berichten. Früher wäre das recht einfach gewesen: Journalist*innen schauen sich das an, stellen fest, dass da kein Skandal existiert und legen das Thema zu den Akten. Erledigt. Heute funktioniert das nicht mehr. Trump kann das Nicht-Thema auch ohne Journalist*innen permanent in der öffentlichen Debatte halten – und nicht wenige Menschen fragen sich dann, warum die Medien eigentlich nicht über diesen unglaublichen Skandal berichten, von dem der Präsident doch sicher nicht ohne Grund ständig redet.
Es ist das bisher beste Beispiel für eine Strategie, die Trumps einstiger Stabschef Steve Bannon sehr präzise so beschrieben hat: „The real opposition is the media. And the way to deal with them is to flood the zone with shit.”
Seriöse Medien bringt das in ein wirklich schwieriges Dilemma, das die US-Politik-Plattform VOX in diesem Text sehr klug analysiert – wenn auch leider (Spoiler!) ohne Lösung.
Bei fast jeder Kundgebung von Donald Trump sind in den letzten Jahren Transparente oder T-Shirts mit einem großen Q aufgetaucht oder mit dem seltsamen Wort QAnon.
QAnon ist das Zentrum einer riesigen Verschwörungstheorie, angeblich ein anonymer Super-Insider aus der US-Geheimdienstwelt mit der „Sicherheitsstufe Q“ und Zugang zu den vertraulichsten Staatsgeheimnissen wie etwa dem weltweiten Kinderpornoring, den Barack Obama, Hillary Clinton und Georg Soros gemeinsam betreiben würden.
Die Thesen von QAnon sind völlig grotesk, aber das hindert Millionen Menschen in den USA nicht daran, sie für die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit zu halten. Eine „neue Religion“ sieht Adrienne LaFrance, die Chefredakteurin des ATLANTIC, sogar in der Bewegung – und sie begründet diese These in diesem sehr langen, hervorragend recherchierten Text. (mehr …)
Armin Wolf ist Journalist und TV-Moderator. Sein Blog befasst sich v.a. mit Medien und Politik.