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Putins Publikum

Wow, das hat uns echt gefreut! Das ZiB-SPEZIAL mit einer auf 39 Minuten gekürzten Version des Wladimir-Putin-Interviews haben am Montag Abend im Schnitt 843.000 Menschen gesehen – bei einem Marktanteil von 30 Prozent.

Das heißt, ein knappes Drittel aller Menschen, die um diese Zeit in Österreich vor einem Fernseher saßen, haben sich ein sehr langes Politiker-Interview angesehen. 1.244.000 Menschen haben irgendwann in die Sendung hineingeschaut. Es war die mit Abstand quotenstärkste Sendung des Hauptabends. Danke auch für die weit über tausend persönlichen – und ganz überwiegend – positiven Reaktionen via Mail, SMS, Twitter und Facebook.

Die knapp 54 Minuten der ungekürzten Originalfassung des Interviews (mit englischen Untertiteln) können Sie hier nachsehen:


Es gibt auch ein deutsches Transkript des ungekürzten Interviews und der Kreml hat ein englisches Transkript der Originalversion (mit einer etwas freien Übersetzungen meiner Fragen) veröffentlicht. (Nachtrag vom 16.6.: Der ORF hat mittlerweile eine authentische englische Übersetzung erstellt.)

Die englische Abschrift hat erstaunlich viele internationale Reaktionen ausgelöst, vor allem auch von Journalisten. Und ich muss gestehen, über das Lob des Moskau-Mannes der NEW YORK TIMES und der Osteuropa-Experten von FINANCIAL TIMES und GUARDIAN freue ich mich besonders.


Drei Tweets


Erstaunlich viel wird darüber diskutiert, dass ich Putin so häufig unterbrochen hätte. Ich finde das eigentlich nicht – elf Unterbrechungen in 54 Minuten ist eher wenig. In der dichteren 39 Minuten-Version wirkte das natürlich heftiger. Warum habe ich überhaupt unterbrochen?  Weil Putin – wie im letzten Blogbeitrag beschrieben – meist sehr ausführlich antwortet und das nicht unbedingt zur gestellten Frage. Ich hatte aber nur begrenzt Zeit.

Auffällig wurden die Unterbrechungen aber eigentlich nur, weil Putin sie jedes einzelne Mal thematisiert hat – was ungewöhnlich ist. Normalerweise lassen sich Politiker entweder unterbrechen oder sie ignorieren den Versuch einfach und reden weiter. Aber Putin versucht auf diese Weise ganz gezielt, den Interviewer als unhöflich und voreingenommen zu präsentieren oder ihn zu verunsichern. Mehr dazu hier. Der russische Staatssender RT hat aus diesen Passagen sogar ein eigenes Video gebastelt.

An einer Stelle sagt Putin: „Wissen Sie, wenn Ihnen meine Antworten nicht gefallen, dann stellen Sie doch keine Fragen.“ Das hat mich ein wenig an den früheren US-Außenminister Kissinger erinnert, der eine Pressekonferenz einmal mit dem legendären Satz begann: „Hat irgendwer hier Fragen für meine Antworten?“ Zugegeben ziemlich witzig, aber doch nicht ganz der Sinn der Sache.