Studio für 40-Jahr-Sendung

40 Jahre ZiB 2 – Ein Rückblick

Die ZiB2 feiert heute ihren 40. Geburtstag. Am 3. Februar 1975 wurde sie zum ersten Mal ausgestrahlt – aber bis vor kurzem wussten wir das gar nicht.

Wir haben weder unseren 20., noch den 25., noch den 30. Geburtstag gefeiert. Erst vor ein paar Jahren ist ZiB2-Sendungschef Wolfgang Wagner zufällig in einer Diplomarbeit auf das Datum der ersten Sendung gestoßen. Und seitdem hat er sich vorgenommen, das nächste runde Jubiläum zu feiern. Heute ist es soweit.

Im schnelllebigen Medium Fernsehen sind 40 Jahre eine unfassbar lange Zeit. So lange, dass die ZiB2 in diesen vier Jahrzehnten auch nicht immer so hieß. Nach den Anfangsjahren wurde sie in den frühen 1980ern fünf Jahre lang – nach der damaligen Beginnzeit – zu „10 vor 10“ und Anfang der 90er Jahre zum „ZiB-Abendstudio“. Erst seit 1995 startet um 22h00 wieder die „ZiB2“.

Die ZiB2-Redaktion um 1980

Quasi wiedergegründet wurde sie durch Johannes Fischer, einen damals schon legendären ORF-Journalisten, der in den 70er Jahren Innenpolitik-Chef im Radio war und in den 80ern Macher & Moderator des „Inlandsreports“. Nach einem unbotmäßigen Interview mit dem damaligen Innenminister Löschnak wurde ihm von Info-Intendant Jo Kunz schließlich nahegelegt, den ORF zu verlassen und Fischer folgte seinem Freund und früheren Inlandsreport-Kollegen Peter Rabl zum „Kurier“.

Als Gerhard Zeiler 1994 zum ORF-Generalintendanten gewählt wurde, machte er den ruppigen „Abenstudio“-Leiter und -Moderator Elmar („Das war nicht meine Frage“) Oberhauser zum Sport-Chef (anfangs nicht zu dessen Freude, das änderte sich aber später), holte Fischer zurück in den ORF und beauftragte ihn, eine eigene ZiB2-Redaktion aufzustellen. Wie in den Anfangszeiten der Sendung sollte die ZiB2 völlig unabhängig von der ZiB1 mit einer eigenen Mannschaft arbeiten.

ZiB2-Logo

Fischer versammelte ehemalige „Inlandsreport“-Kollegen um sich (Robert Wiesner, Heinz Epler, Elisabeth Ludl, Herbert Waibel), dazu den ZiB-Innenpolitiker Klaus Keintzel als seinen Stellvertreter, die Wirtschaftsexpertin Eva Pfisterer, den Außenpolitiker Otto Hörmann und ein paar ZiB-Jungspunde wie seinen Nach-Nachfolger Wolfgang Wagner, den heutigen stv. Thema-Chef Peter Baminger und die spätere ZiB-Moderatorin Birgit Fenderl.

Mich engagierte Fischer von der Radio-Innenpolitik. Dort hatte bis wenige Monate vorher auch Ingrid Thurnher als Reporterin gearbeitet, bis sie (noch von Elmar Oberhauser) als neue ZiB2-Moderatorin auf den Küniglberg geholt wurde. Sie war die erste Frau neben Star-Anchor Robert Hochner, der die Sendung schon seit 1979 präsentiert – und wie kein anderer geprägt – hatte. Und Sendungs-Chef Fischer baute rund um die beiden großartigen Moderatoren und ihre Studio-Interviews ein tägliches Nachrichtenmagazin – mit enormem Erfolg.

Robert Hochner im Studio

Die Medienlandschaft in Österreich war 1995 natürlich noch eine völlig andere. Es gab noch kein Privatfernsehen und wenig Konkurrenz durch deutsche Sender, Internet war noch etwas sehr Exotisches. (In der Redaktion hatten wir pro Vierer-Zimmer einen Computer für die Nachrichtenagenturen. Unsere Texte entstanden noch auf Schreibmaschinen.)

Dazu kam Zeilers radikale Programmreform. Erstmals bekam das ORF-Programm konsequente „Umsteigschienen“ zwischen den Sendern, überlegte Programmabfolgen und einen konsequenten „audience flow“. Wenn die ZiB2 mal ausnahmsweise weniger als 650.000 Zuseher erreichte, schwankte Chefredakteur Fischer zwischen Depressions- und Wutanfall.

Diese goldenen Fernsehzeiten sind natürlich längst vorbei – und trotzdem schauen auch heute noch jeden Abend fast 600.000 Menschen die ZiB2 auf ORF2 oder 3sat, im Laufe einer Woche erreichen wir rund 1,8 Millionen verschiedene Seher.

Yassir Arafat im ZiB2-Studio

Die Redaktion ist heute kleiner als damals und nicht mehr völlig von der ZiB1 getrennt. Es gibt ein ZiB2-„Kernteam“ (Sendungschef Wolfgang Wagner, sein Stellvertreter Matthias Schmelzer, die Reporter Julia Ortner, Stefan Daubrawa und Matthias Westhof, die CvDs Johann Ullmann, Patrick Hibler und Johannes Marlovits sowie Lou Lorenz und mich als Moderatoren). Dazu stellen die großen ZiB-Ressorts Innenpolitik, Außenpolitik, Wirtschaft und Chronik jeden Tag einen „ZiB2-Dienst“. Auch die „befreundeten Hauptabteilungen“ Kultur und Wissenschaft beliefern uns mit Beiträgen – und natürlich die ORF-Korrespondentenbüros.

Die Sendung ist auch nicht mehr ganz so ausgeflippt wie früher (erfunden hat sie immerhin der damalige ORF-Unterhaltungschef Kuno Knöbl, ein früherer Kabarettist). 1975 zum Beispiel stand am Weltmilchtag eine lebende Kuh im Studio.

Kuh im ZiB2-Studio

Es gibt kein bewegtes Bild mehr davon im Archiv, nur ein Foto – und niemand im ORF weiß mehr, wozu die Kuh im Studio gut war. Für das Live-Gespräch war sie wohl weniger hilfreich. Aber sie gehört zur ZiB2-Geschichte ebenso wie die Studio-Interviews mit Otto, Bud Spencer & Terence Hill oder Harald Juhnke.

Bud Spencer und Terence Hill bei Ingrid Thurner

Anfangs hatte die ZiB2 auch keine fixe Sendezeit. Das war damals leichter. Viel kam nachher ja nicht mehr – noch vor Mitternacht ertönte die Bundeshymne (außer der Club2 wurde sehr lang) , die rot-weiß-rote Fahne flatterte durchs Bild und dann war Sendeschluss bis zum nächsten Vormittag (auch das 24h-TV-Programm wurde erst unter Gerhard Zeiler 1995 eingeführt).

Und falls Sie noch mehr zur ZiB2 interessiert:

Zum runden Geburtstag könnten Sie uns übrigens nichts Netteres schenken als Ihre Zeit: Montag bis Donnerstag um 22h00, Freitag um 22h10 auf ORF2 + 3sat.

Wir versprechen Ihnen, dass wir uns auch die nächsten Jahrzehnte jeden Tag bemühen!

(Alle Fotos: ORF)