Was ist die “ganze Wahrheit”?

Ich habe gestern hier eine hochinteressante Debatte der STANDARD-Redaktion verlinkt, wann Medien bei Verbrechen auch über die Nationalität der Verdächtigen berichten sollen. Darunter hat jemand diesen Kommentar gepostet: „Das Weglassen von Informationen bedeutet für mich Informationspolitk zu machen – Bevormundung lehne ich ab!“

Und jemand anderer: „Es gibt auch Medien, die wählen von den vielfältigen Ereignissen aus, was sie berichten und was nicht (da gehört auch der ORF dazu).“

Stimmt: Medien wählen aus den vielfältigen Ereignissen aus, was sie berichten und was nicht. Guilty as charged.

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Wie eine Redaktion vorbildlich diskutiert

Wann und wie sollen Medien über die ethnische Herkunft von Verdächtigen berichten?

Die STANDARD-Redaktion hat darüber intensiv & kontroversiell diskutiert – und die interne Debatte nun auch veröffentlicht. Sehr lesenswert!

Ausschnitt aus Standard-Artikel

 

Wo kommt nur diese Wut her?

Jetzt habe ich drei Wochen Facebook-Ferien gemacht, nichts geschrieben und nur sehr selten auf meine Seite geschaut. Also, schön, wenn Sie noch da sind!

Am Silvestertag war noch jemand da und hat auf meine Seite unter das Weihnachts-Posting über Bing Crosby ohne weitere Erklärung den freundlichen Satz geschrieben (Rechtschreibung und Zeichensetzung im Original):

“armin du stück scheisse fall einfach tod um tu mir den gefallen”

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Der Mann, der mich – trotz Claudia Schiffer – zum Fernsehen brachte

Der legendäre Radio- und Fernsehjournalist Johannes Fischer war von 1995 bis 2000 mein Chef, als Sendungsverantwortlicher der ZiB2 und später auch der ZiB3. Seinetwegen bin ich nach zehn Jahren vom Radio zum Fernsehen gewechselt, fast alles, was ich über Fernsehen weiß, habe ich von ihm gelernt. Neben Anton Pelinka an der Uni, Roland Machatsche in der Radio-Außenpolitik und Franz Kössler im ORF-Büro Washington war er mein wichtigster Lehrer.

Im Jänner 2016 wurde Johannes Fischer der Berufstitel “Professor” verliehen – ich durfte im Kanzleramt die Laudatio halten. Es war mir eine große Ehre.


Vielen Dank für die ehrenvolle Einladung, dass ich zu diesem schönen Anlass heute hier sprechen darf. Es ist eine prachtvolle Gelegenheit, es dem zu Ehrenden mal heimzuzahlen.

Johannes Fischer – Professor Johannes Fischer – ist nämlich schuld daran, dass ich seit 21 Jahren bei einem Medium arbeite, das mich nie interessiert hat: Beim Fernsehen.

Vor genau 21 Jahren, im Jänner 1995, saß ich mit Johannes Fischer im Cafe Griensteidl und er bot mir ein Rendezvous mit dem Supermodel Claudia Schiffer an. Fischer hatte damals den Auftrag des neuen ORF-Chefs Gerhard Zeiler, die ZiB2 neu aufzubauen. Dafür wurde er vom KURIER zurück in den ORF geholt. Viele von Ihnen werden sich an dieses kurze Gastspiel Fischers im KURIER nicht mehr erinnern – dabei hatte es einen Anlass, der kaum aktueller sein könnte.

1994 hatte Johannes Fischer im INLANDSREPORT den damaligen Innenminister Löschnak interviewt – über die immer restriktivere Asylpolitik der Regierung Vranitzky. Fischer stellte Löschnak damals eine Frage, die man heute wieder stellen könnte: Ob denn er selbst oder jemand aus seiner Familie je Flüchtling gewesen sei? Diese simple Frage schlug dann erstaunliche Wellen, die letztlich den langjährigen INLANDSREPORT-Chef Fischer aus dem ORF gespült haben, ins zeitweilige Asyl bei seinem alten Freund Peter Rabl im KURIER.

Die Weisung des damaligen Informations-Intendanten Johannes Kunz zum Löschnak-Interview hing später übrigens eingerahmt auf Fischers Toilette. So hat er es jedenfalls mal in einem Interview erzählt. (Kleine Enthüllung: Ich war schon auf Fischers Toilette, habe dort jedoch nirgendwo eine Kunz-Weisung gesehen. Welchen Weg auch immer dieses wertvolle Schriftstück gegangen ist…)

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