Ich habe in 32 Jahren als Journalist noch nie wen geklagt

Aber jetzt mache ich eine Ausnahme.
Heinz-Christian Strache hat heute auf seiner privaten Facebook-Seite mit immerhin 40.000 Fans ein gefaktes ORF-Plakat mit einem großen Bild von mir gepostet und dem Text: „Es gibt einen Ort, an dem Lügen zu Nachrichten werden. Das ist der ORF. Das Beste aus Fake News, Lügen und Propaganda … Im Fernsehen. Im Radio. Und auf dem Facebook-Profil von Armin Wolf.“  (Mehr dazu hier.)

Nun bin ich wirklich nicht wehleidig und Herr Strache hat ja schon einiges Unfreundliches über mich gepostet, aber „Lügen“ – also das wissentliche Verbreiten von Unwahrheiten – hat mir in mehr als drei Jahrzehnten Arbeit als Journalist noch nie ein Politiker vorgeworfen. Und schon gar nicht der Vizekanzler der Republik.

SATIRE?

Dass Herr Strache verschämt „Satire“ über sein Bild schreibt, ist rechtlich irrelevant. Sie können auch nicht „XY entführt kleine Kinder“ zu einem Foto von XY auf Facebook posten und glauben, wenn Sie „Satire“ oder „Scherzchen“ dazu schreiben, wird es legal.

Das Sujet, das Herr Strache da verbreitet, kursiert seit einigen Wochen oder Monaten auf Social Media. Keine Ahnung, wer es gebastelt hat. Aber dass nicht nur irgendwelche frustrierten Trolle mit vier Followern dieses Fake-Plakat weiterschicken, sondern dass der Vizekanzler und Chef einer Regierungspartei so etwas über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verbreitet, halte ich – jenseits des Angriffs auf mich – für extrem problematisch.

KRITIK?

Journalisten arbeiten in und für die Öffentlichkeit – und natürlich darf und soll unsere Arbeit öffentlich kritisiert werden. Und wenn Journalisten Fehler machen – wie etwa letzten Samstag in Tirol-heute – müssen sie dafür geradestehen. Und sollten sich entschuldigen. Bei den Betroffenen und beim Publikum.

Aber pauschale und persönliche Diffamierungen von ganzen Medien und Redaktionen oder von einzelnen Journalistinnen und Journalisten sind keine „Kritik“. Schon gar nicht durch mächtige Politiker, die bereits angekündigt haben, „im Sinne der Objektivität auch im ORF Optimierungen vornehmen“ zu wollen (Heinz-Christian Strache am 16.12.2017 bei der Vorstellung der türkis-blauen Koalition).

Die ORF-Redakteursvertretung hat dazu vor wenigen Minuten folgende Presseerklärung verschickt:


Sceenshot Text