2024: Wird schwierig

Dieser Tipp ist eigentlich kein „Lesezeichen“, sondern ein Hinweis zum Hören – auf ein ca. einstündiges Gespräch mit dem brillanten Politikwissenschafter Ivan Krastev über seine Aussichten auf das Jahr 2024.

Der 58jährige Bulgare ist einer der weltweit renommiertesten „public intellectuals“ und politischen Analytiker und was nicht allzu viele Menschen wissen: Er lebt und arbeitet seit vielen Jahren großteils in Wien am IWM, dem – in Österreich viel zu wenig beachteten – Institut für die Wissenschaft vom Menschen.

Krastev ist fantastisch informiert, ungewöhnlich gut (auch mit internationalen Spitzenpolitiker·innen) vernetzt, ein origineller Denker und begnadeter Formulierer. Ich kenne kaum jemanden, der politische Phänome und Entwicklungen so prägnant auf den Punkt bringen kann wie Krastev, wenn er z.B. in diesem Gespräch sagt: „Bei der EU-Wahl vor fünf Jahren war Migration das polarisierende Thema und der Klimawandel das einigende. Diesmal ist es umgekehrt.“ Oder: „Putin lügt gerne über die Vergangenheit. Aber bei seinen Plänen für die Zukunft sollte man ihm besser glauben.“ Oder: „Orban und Erdogan wollen nicht Trump oder Putin nachmachen. Ihr Vorbild ist Netanyahu.“

Hier finden Sie den hörenswerten Audio-Mitschnitt (Englisch) aus dem Wiener Presseclub Concordia vom 12. Dezember 2023 auf Youtube (und hier auf Spotify):

„Wie a Seelenschliafer“

Ich habe im Lauf der letzten zwei Jahrzehnte etwa 3.000 öffentliche Gespräche geführt, aber auf keines habe ich mich so gefreut wie vergangenen September auf einen Abend im Bregenzerwald. Es gibt dort seit einigen Jahren jeden Spätsommer ein sehr feines Kulturfestival mit dem Titel FAQ: Klug kuratierte Gespräche, fabelhafte Konzerte und großartiges Essen in tollen Locations inmitten einer der schönsten Landschaften Österreichs.

Ich war dort vor einiger Zeit als Gast eingeladen und so angetan von der Atmosphäre, dass ich gerne wiederkommen wollte. Seither moderiere ich beim FAQ jedes Jahr ein größeres Gespräch. Diesen September hatte ich mir zwei Gäste gewünscht, die sich – da war ich mir sicher – besonders gut ergänzen würden.

Beide kommen aus der Kultur, haben eine intensives Interesse an Politik, eine ungewöhnliche Beziehung zu ihren Vätern und beide haben kürzlich ihre Karrieren beendet: Die 75jährige Helga Rabl-Stadler nach mehr als einem Vierteljahrhundert als legendäre Präsidentin der Salzburger Festspiele und der 40jährige Martin Grubinger nach einem Vierteljahrhundert als bekanntester Percussionist der Welt (und regelmäßiger Gast der Salzburger Festspiele).

Beide kommen aus Salzburg und kennen einander seit über 30 Jahren. Mit Martin Grubinger bin ich befreundet, Helga Rabl-Stadler kannte ich bis zu unserem Gespräch nur beruflich. Und ich war mir sicher, mit den beiden müsste man ein schönes Gespräch über Kultur, Politik, Väter und übers Aufhören führen können. Und so war es dann auch.

Wir haben uns vor mehreren hundert Besuchern in der riesigen Werkshalle der Kaufmann Zimmerei und Tischlerei in Reuthe knapp zwei Stunden lang unterhalten – und ich mag dieses Gespräch wirklich sehr. Meine Gäste waren gleichermaßen klug, witzig, inspirierend und bemerkenswert offen, ich hätte allerdings auch „wie a Seelenschliafer“ in ihnen gebohrt, hat Helga Rabl-Stadler ein wenig tadelnd angemerkt.

Die FAQ-Macher·innen haben den Audio-Mitschnitt des Gesprächs zum Jahresende auf ihre Website gestellt (und als Podcast auf Spotify). Vielleicht genießen Sie es ja ähnlich wie ich.

Frohe Weihnachten!


Fotos: Hannes Kläger/FAQ

Der Professor und der Wolf LIVE

15.000 verkaufte Bücher sind in Österreich ziemlich viel, habe ich gelernt, vor allem bei Sachbüchern, wenn es keine Kochbücher sind. Deshalb verleiht der Buchhandel an Autor·innen und ihre Verlage, die das schaffen, ein „Goldenes Buch“.

Ende November haben Peter Filzmaier und ich eines bekommen, weil sich unser Buch über das 1×1 der österreichischen Politik erfreulicherweise sehr gut verkauft. Seit Anfang April stand es praktisch durchgehend auf der Bestsellerliste, viele Wochen davon auf Platz 1. Der Professor und ich freuen uns sehr – vielen Dank!

Weil es aber auch Menschen gibt, die schon ein Buch besitzen und kein zweites mehr wollen (Platzprobleme, Stauballergie, zu viele ungesehene Netflix-Serien…) – oder die uns gerne mal eine Frage stellen möchten, gibt es „Der Professor und der Wolf“ auch LIVE auf der Bühne.

Nicht häufig, weil der Professor viel unterwegs ist und ich oft abends arbeite, aber nach derzeitigem Plan noch vier Mal:

19. APRIL 2024 in der MESSEHALLE FREISTADT

20. APRIL 2024 im Globe WIEN

4. JULI 2024 im THEATER IM PARK WIEN

4. AUGUST 2024 im THEATER IM PARK WIEN

Ein Besucher unseres – netterweise ausverkauften – Auftritts vergangenen Dezember im Globe hat uns dazu folgendes Feedback geschickt:

Es war …
Witzig! Aber kein Kabarett!
Spannend! Aber kein Krimi!
Lehrreich! Aber keine Vorlesung!
Unterhaltsam! Aber keine Sitcom!

Das hat uns gefreut und wir würden uns auch sehr freuen, wenn wir Sie bei einem unserer Auftritte sehen!

Falls Sie dafür aber keine Zeit haben sollten oder zu weit entfernt wohnen: Unser Buch wurde gerade in einer neuen Auflage nachgedruckt und es eignet sich auch ganz hervorragend als Weihnachtsgeschenk (gerne auch zum Geburtstag, Hochzeitstag, Firmenjubiläum, bestandenen Führerschein, zur Firmung oder einfach so.)

Bei der Verleihung des Goldenen Buches hat sich übrigens herausgestellt, dass man da gar kein goldenes Buch bekommt. Die Auszeichnung ist eine goldfarbene Buchstütze, immerhin aber mit eingraviertem Namen und Buchtitel und durchaus dekorativ. Es gibt auch noch ein „Platin-Buch“, haben der Professor und ich gelernt. Aber dafür müssten wir noch ein paar tausend Exemplare verkaufen…

Werbedurchsage Ende.