„Herr Strache ist Vizekanzler, nicht Satiriker“

Der deutsche Medien-Branchendienst meedia hat mit mir nochmal recht ausführlich über Herrn Straches „Beitrag zum Faschingsdienstag“ gesprochen (wie er sein Facebook-Posting von gestern heute nennt):

Es war also nicht so gemeint…

Herr Strache hat sein Facebook-Posting über mich ergänzt: Es tue ihm leid, „wenn Wolf das persönlich genommen hat“, es sei „nicht personenbezogen“ gewesen. Was interessant ist bei einem Plakat, das nur aus meinem Foto besteht und auf dem als einziger mein Name steht.

Herr Strache hat mich auch angerufen, um mir das selbst zu sagen. Er hätte sich über den ORF geärgert und einen Bericht von Tirol-heute. Dass ich nichts mit Tirol-heute zu tun habe, weiß er natürlich.

Da ich seither mehrfach gefragt wurde, ob ich bei meiner Klage bleibe. Ja, das tue ich. Erstens steht das diffamierende Fake-Plakat unverändert bei Herrn Strache online und wird von seinen Fans fleißig weiter geteilt. Und machen wir doch ein kleines Gedankenexperiment:

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Ich habe in 32 Jahren als Journalist noch nie wen geklagt

Aber jetzt mache ich eine Ausnahme.
Heinz-Christian Strache hat heute auf seiner privaten Facebook-Seite mit immerhin 40.000 Fans ein gefaktes ORF-Plakat mit einem großen Bild von mir gepostet und dem Text: „Es gibt einen Ort, an dem Lügen zu Nachrichten werden. Das ist der ORF. Das Beste aus Fake News, Lügen und Propaganda … Im Fernsehen. Im Radio. Und auf dem Facebook-Profil von Armin Wolf.“  (Mehr dazu hier.)

Nun bin ich wirklich nicht wehleidig und Herr Strache hat ja schon einiges Unfreundliches über mich gepostet, aber „Lügen“ – also das wissentliche Verbreiten von Unwahrheiten – hat mir in mehr als drei Jahrzehnten Arbeit als Journalist noch nie ein Politiker vorgeworfen. Und schon gar nicht der Vizekanzler der Republik.

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Weniger Facebook, mehr Blog

Mark Zuckerberg und ich hatten einen Deal.
Also, nicht persönlich, aber seit ich auf Facebook im Jahr 2010 eine Fan-Page angelegt hatte, war unser Deal, dass ich dort Texte schreibe, die ziemlich viele Menschen abonniert haben (bis heute Mittag waren es 294.487) und dass Facebook meine Postings meinen Abonnenten und auch ihren Freunden – wenn die Texte geteilt werden – zeigt.

Ich habe so für Inhalte, mit denen ich vor allem auch jüngere Menschen erreichen wollte, Leser bekommen – und Facebook hat gratis Inhalte bekommen, neben denen Werbung verkauft werden konnte.

Und dieser Deal hat für uns beide einige Jahre lang sehr gut funktioniert. Ich habe meine FB-Seite wie einen Blog verwendet, relativ selten was geschrieben, aber mit vielen Postings weit über eine Million Leute erreicht (mit einem Text zur Flüchtlingsdebatte sogar fast vier Millionen) und mit praktisch jedem Posting mehrere hunderttausend. Und Facebook hat mit meinen Gratis-Inhalten – und den Inhalten von Millionen anderen Pages – sehr, sehr viel Geld verdient.

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Was läuft im Mathe-Unterricht falsch?

Ich bin recht häufig in Schulen eingeladen, immer in den obersten Klassen vor der Matura. Und ich frage dort oft: Wer von euch hatte schon mal Nachhilfe? In der Regel sind es gute zwei Drittel. Und fast alle im gleichen Fach: Mathematik.

Irgendwas läuft falsch im Mathe-Unterricht – und ich glaube, es liegt nicht primär an der Zentralmatura (um die es in diesem Kommentar heute im STANDARD geht), denn das war mit der alten Matura auch schon ganz ähnlich.

Wenn in fast jeder Schule in einem einzigen Fach mehr als die Häfte der Schüler externe Nachhilfe braucht, gibt es ein grundsätzliches Problem (mal abgesehen von der sozialen Ungerechtigkeit, weil Nachhilfe wirklich teuer ist).

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„Deutsch und treu in Not und Tod“ – Echt jetzt?

Gestern hatte ich den nö. FPÖ-Spitzenkandidaten Udo Landbauer zu Gast in der ZiB2 – hier ein Transkript des elf Minuten langen Interviews.

Dabei ging es ausführlich um das Liederbuch seiner schlagenden Burschenschaft „Germania“, dessen erste Seite unten zu sehen ist. Die Diskussion um die NS- und Neonazi-Texte in dem Buch läuft ja ohnehin seit Tagen – aber jenseits dieser „zutiefst verabscheuungswürdigen“ (A. Van der Bellen) Lieder interessiert mich persönlich noch eine allgemeinere Frage:

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„Ich konfrontiere sie nicht mit meiner Meinung, sondern hinterfrage ihre.“

Wie hart darf ein politisches Interview sein? Wann ist ein Interviewer zu „frech“? Ist es ein Ziel, einen Gast zu „grillen“ oder „aufzumachen“? Wie reagieren die Interview-Partner? Und wie gehen Interviewer mit Kritik um?

Zu all diesen Fragen hat der deutsche Mediendienst meedia.de hat ein sehr lesenswertes, ausführliches Interview mit ZDF-Moderatorin Marietta Slomka geführt, die es mittlerweile zu einem eigenen Begriff gebracht hat: Wenn ein Studiogast „geslomkat“ wird.

Erwin Pröll: Nummer 1 in der TV-Thek

Sieh an, das ZiB2-Interview mit Erwin Pröll zu seinem Abschied als LH – und zu seiner Privatstiftung – war das meistgesehene TV-Thek-Video 2017, berichtet DER STANDARD.

Man kann das – stellenweise recht turbulente – Gespräch im TVthek-Archiv nachsehen. Es gibt aber auch ein Transkript. Und nzz.at hat einen akribischen Faktencheck zum angeblichen „Stumpfsinn“ recherchiert.

Die Erwin-Pröll-Privatstiftung wurde übrigens kurz nach dem Interview aufgelöst, die bereits ausgezahlten Subventionen gingen an das Land NÖ zurück.

„Seriöse Medien sind die Infrastruktur einer Demokratie“

Brauchen wir noch öffentlich-rechtliche Medien? Wie ist das mit dem politischen Druck? Und sind Rundfunk-Gebühren noch zeitgemäß?

In der Schweiz gibt es Anfang März eine Volksabstimmung über die Gebühren (die dort „Billag“ heißen, wie bei uns die GIS) und der angesehene TAGESANZEIGER hat dazu ein ziemlich ausführliches Interview mit mir geführt: „Sie bezahlen ja auch für die Bahn.“

Best of 2017 – Die Lesetipps der Chefredakteure

Ich habe mir zum Jahresabschluss eine hübsche Idee eines New York Times-Kolumnisten ausgeborgt. Er hat die Redaktionsleiter wichtiger US-Medien gefragt, welche Geschichte aus ihrem Medium man zum Jahresende nochmal lesen sollte. Entstanden ist so eine wirklich interessante Liste.

Aber es ist natürlich eine US-amerikanische Sammlung. Deshalb habe ich diese Woche die ChefredakteurInnen von österreichischen Tageszeitungen und Magazinen um die Geschichten aus ihren Medien gebeten, die man „dieses Jahr gelesen haben sollte“.

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Armin Wolf ist Journalist und TV-Moderator. Sein Blog befasst sich v.a. mit Medien und Politik.

Armin Wolf